Arbeitsausbeutung und Zwangsarbeit in Deutschland: Nationaler Aktionsplan der Bundesregierung will die Ursachen bekämpfen

Die Servicestelle gegen Arbeitsausbeutung, Zwangsarbeit und Menschenhandel begrüßt den Fokus auf Prävention im ersten Nationalen Aktionsplan gegen Arbeitsausbeutung und Zwangsarbeit

Dieser Ansatz ist neu und auch international einzigartig. Ausbeuterische Arbeitsverhältnisse in Deutschland haben ihre Ursache in spezifischen Verletzlichkeiten von (oft migrantischen) Beschäftigten, wie mangelnde Rechts- und Sprachkenntnisse, Schulden durch Anwerbung oder Abhängigkeit bei Transport und Unterbringung. Solche Abhängigkeiten dürfen nicht gezielt geschaffen und für Ausbeutung ausgenutzt werden.

Die Maßnahmen des Nationalen Aktionsplans gegen Arbeitsausbeutung und Zwangsarbeit (NAP A/Z) reagieren auf diese Verletzlichkeiten: Die Position der Beschäftigten und ihre Rechte sollen gestärkt werden, und zwar schon bei der Anwerbung im Ausland und durch Information über Arbeitsrechte in Deutschland. Informierte Beschäftigte können sich besser gegen Ausbeutung und Zwang schützen. Der NAP A/Z dient dem Ziel, menschenwürdige Arbeit für alle Beschäftigte zu sichern, unabhängig von Herkunft und Ausbildung.

Deutschland ist durch die Agenda 2030 der Vereinten Nationen dazu verpflichtet, sich für die Abschaffung von Zwangsarbeit auch im eigenen Land einzusetzen. Der Handlungsdruck ist hoch: In vielen wichtigen Branchen wie Logistik, Fleischverarbeitung, Gastronomie, Reinigung, häusliche Pflege beobachten wir höchst prekäre Beschäftigung und regelmäßig Anzeichen von Ausbeutung und Zwang. Nach wie vor werden diese Anzeichen oft nicht erkannt oder nur unzureichend geahndet. Es ist daher gut, dass der NAP A/Z alle wichtigen Akteure mit einbindet: Sozialpartner, Arbeitsschutz- und Kontrollbehörden, Beratungsstellen für Migrant*innen.

Die Servicestelle gegen Zwangsarbeit unterstützt mit ihrer langjährigen Expertise diese Akteure darin, ihren Beitrag gegen Zwang und Ausbeutung auf dem deutschen Arbeitsmarkt zu leisten. Dafür schafft der NAP A/Z zukünftig eine noch bessere Grundlage.

Seit 2017 sensibilisiert die Servicestelle bundesweit für Arbeitsausbeutung und Zwangsarbeit und unterstützt den Aufbau dauerhafter Strukturen. Ziel dabei ist die umfassende Unterstützung der betroffenen Menschen und die effektive Strafverfolgung der Täter*innen. Die Servicestelle wird durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales gefördert.

Pressemeldung des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales vom 12.02.2025

Nationaler Aktionsplan gegen Arbeitsausbeutung und Zwangsarbeit [PDF, 613 KB]

Deutscher Bundestag Drucksache 20/14970 — Nationaler Aktionsplan gegen Arbeitsausbeutung und Zwangsarbeit